Die fachliche Ausrichtung der anglistischen Lehrstühle sowie der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Lehrbeauftragten trägt der Zielsetzung Rechnung, die Anglistik in Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft möglichst breit und diversifiziert, aber auch in ihrer gesamten historischen Tiefe darzustellen. So deckt das Spektrum der literaturwissenschaftlichen Lehre neben den Kernbeständen der britischen und nordamerikanischen Literatur und der literatur- und kulturwissenschaftlichen Theoriebildung auch die neuen anglophonen Literaturen und Kulturen ab. Frühneuzeitliche Literatur hat hier ebenso ihren Platz wie experimentelle Texte und tagesaktuelle Neuerscheinungen, die in "Hot off the press" – so der Titel einer kultverdächtigen Veranstaltung – unter die Lupe genommen werden. Auch die sprachwissenschaftliche Lehre am Anglistischen Seminar hat neben der traditionell zentralen Beschreibung des britischen und amerikanischen Englisch und ihrer regionalen Varietäten zunehmend jüngere internationale Varietäten des Englischen im Blick. Die Beschreibung des Englischen nimmt einen ebenso selbstverständlichen Anteil in der Lehre ein wie das Studium von Sprachwandelprozessen und die Vermittlung älterer Sprachstufen, deren Kenntnis für das angemessene Verstehen historischer Texte unerlässlich ist.
Die Spitzenplätze, die das Anglistische Seminar Heidelberg in den verschiedenen Rankings der letzten Jahre konstant erzielt hat, sind vor allem ein Resultat seiner Forschungsstärke. Mit fünf Lehrstühlen, ebenso vielen Assistenzen, einigen außerplanmäßigen Professuren sowie zahlreichen forschenden Mitarbeitern ist ein ständiger Austausch von Lehre und Forschung gewährleistet, der sich vor allem in einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Promotionen niederschlägt.
Forschungsschwerpunkte in der Literatur- und Kulturwissenschaft am AS sind
Forschungsschwerpunkte der modernen und historischen Sprachwissenschaft sind
Die Anglistik beschäftigt sich mit der Erforschung der englischen Sprache in ihrer heutigen weltweiten Verbreitung, mir ihrer geschichtlichen Entwicklung sowie der Literatur und Kultur des englischsprachigen Raumes. Dabei stehen Großbritannien und Nordamerika traditionell im Mittelpunkt; es werden jedoch auch Veranstaltungen zu anderen englischsprachigen Varietäten, Literaturen und Kulturen angeboten. Die wichtigsten Bereiche des anglistischen Studiums sind in unterschiedlicher Gewichtung in den verschiedenen Studiengängen vertreten. Es handelt sich um die Sprachwissenschaft, die Literaturwissenschaft, die Kulturwissenschaft und die Sprachpraxis.
Gegenstand der Sprachwissenschaft ist die wissenschaftliche Beschreibung von Sprache und ihrer Funktion in menschlichen Gesellschaften. Die moderne Sprachwissenschaft ist eine sehr stark differenzierte und spezialisierte Wissenschaftsdisziplin mit einer Vielzahl von Teilgebieten. Diese beschäftigen sich z. B. mit der Beschreibung des Sprachsystems (Schrift- und Lautsystem, Grammatik, Wortschatz usw.), dem Erwerb der Muttersprache oder dem von Fremdsprachen, oder sie erforschen die Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten von Sprachen, die kontrastiert und typologisiert werden. Andere Bereiche sind die Erforschung der Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache, des sich wandelnden Verhältnisses von Standardsprache zu Dialekten oder der Verwendung von Sprache in bestimmten sozialen Kontexten. Außerdem kommt der Entwicklung des Englischen im Laufe seiner rund 1500-jährigen Geschichte sowie in der Gegenwart eine angemessene Bedeutung zu. Die Sprachwissenschaft verfolgt jedoch nicht nur die wissenschaftliche Beschreibung aller Aspekte von Sprache. Ziel sprachwissenschaftlicher Forschung ist zum Beispiel auch, zu einer Optimierung des Spracherwerbs oder der Gestaltung von Wörterbüchern beizutragen. Bei der heutigen Stellung des Englischen als Weltsprache sind diese angewandten Forschungsinteressen von ganz besonderer Bedeutung.
Gegenstand der anglistischen Literaturwissenschaft ist die englischsprachige Literatur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Die Vermittlung von Kenntnissen über ihre (Haupt-) Werke und Epochen sowie die Erarbeitung eines methodisch reflektierten Verständnisses ästhetisch und kulturgeschichtlich bedeutender Texte sind die hauptsächlichen Ziele literaturwissenschaftlicher Lehrveranstaltungen. Literatur wird dabei nicht isoliert, sondern als eine in vielfältige gesellschaftliche, politische und kulturelle Zusammenhänge eingebundene Praxis betrachtet. Diese Entstehungs- und Rezeptionszusammenhänge sind ebenso Gegenstand des literaturwissenschaftlichen Studiums wie die Beschäftigung mit Literaturtheorie.
Gegenstand der Kulturwissenschaft sind kulturelle Phänomene des englischsprachigen Raumes vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Zum einen beschäftigt sich die Kulturwissenschaft mit Theorien, Methoden und Modellen, die es erlauben, die verschiedenen materialen, mentalen und sozialen Dimensionen von Kultur zu unterscheiden und zu analysieren. Auf diese Weise sollen die Studierenden einen Überblick über die wichtigsten kulturtheoretischen Ansätze erhalten und befähigt werden, kulturelle Ordnungsmuster und Sinngebungen sowie deren mediale Repräsentation zu erkennen. Zum anderen richtet sich das Interesse der Kulturwissenschaft auf zentrale Kulturthemen der verschiedenen Epochen. Im Rahmen einer kulturwissenschaftlich ausgerichteten Literaturwissenschaft liegt ein Studienschwerpunkt dabei auf der Betrachtung literarischer Werke innerhalb des Gesamtkomplexes der Kultur, also auf dem Verhältnis von Werken der englischsprachigen Literatur zu epochenspezifischen Kulturthemen. Im Zentrum des Interesses stehen hier u. a. Themen wie die Kommerzialisierung von Literatur, die Beziehungen zwischen Literatur und anderen Medien sowie die Fragen nach Identitätsstiftung und kulturspezifischen Werten.
Die sprachpraktischen Veranstaltungen dienen einem doppelten Zweck. Einerseits sollen sie den Studierenden ermöglichen, ihre Kenntnisse der englischen Sprache systematisch zu verbessern und zu erweitern, so dass sie – spätestens zum Zeitpunkt der Prüfung – die englische Sprache schriftlich und mündlich sicher beherrschen. Andererseits sollen sie kontrastiv und systematisch praktische Einsichten in die Strukturen des Englischen vermitteln und so zu einer reflektierten Sprachkompetenz führen.